Schwarze Tage für Bayer-Monsanto & Co

In diesem Newsletter: Bayer muss Milliarden an Glyphosat-Opfer zahlen, Gerechtigkeit für das französische Pestizid-Opfer, Landwirt Paul François, die Initiative Rettet Bienen und Bauern!, und eine Hommage an Percy Schmeiser.

Das Monsanto Tribunal ist vorbei, aber viele Menschen auf der ganzen Welt kämpfen weiter gegen Bayer-Monsanto und für eine bessere, gerechtere und nachhaltigere Welt. Dieser Newsletter wird Sie und Ihre Freunde über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden halten und
ermöglicht Ihnen andere Organisationen und Initiativen zu entdecken.


To deal or not to deal - Bayer muss Milliarden an Glyphosat-Opfer zahlen

Bayer kämpft gegen etwa 125.000 Klagen im Zusammenhang mit Roundup und Herbiziden auf Glyphosatbasis, die von Monsanto hergestellt werden. Bayer bot einen 11 Milliarden Dollar (9,3 Milliarden Euro) Deal an, um die meisten US-Gerichtsverfahren einzustellen und die Opfer zu entschädigen. Dieser Deal wurde im September mit drei Anwaltskanzleien vereinbart. Doch nicht alle Kläger sind mit dem Vergleich zufrieden. Einige sind nicht einverstanden, weil sie trotz jahrelanger teurer Krebsbehandlungen und anhaltender Schmerzen und Leiden nur einen lächerlichen Geldbetrag erhalten werden. Andere sind gestorben, während sie auf eine Lösung warteten. In der Zwischenzeit hat der kalifornische Oberste Gerichtshof Bayer eine Überprüfung des ersten  US-Roundup-Falls, Fall Dewayne Johnson gegen Monsanto, verweigert, so dass sie ihm immer noch 20,5 Millionen Dollar zahlen müssen. Fortsetzung folgt.


Gerechtigkeit für das französische Pestizid-Opfer, Landwirt Paul François

Im Oktober 2020 wies der französische Oberste Gerichtshof Monsantos letzte Berufung zurück und entschied, dass das Unternehmen für die Gesundheitsschäden des französischen Landwirts Paul François, der als Zeuge vor dem Internationalen Monsanto Tribunal auftrat, haftbar ist. Dies ist die endgültige Entscheidung in einem langen Rechtsstreit von fast 14 Jahren. Paul François hatte Monsanto wegen Vergiftung und Krankheit im Zusammenhang mit der fehlenden Kennzeichnung des Lasso-Herbizids verklagt. Er gewann in erster Instanz, dann in der Berufung und schließlich vor dem Kassationsgericht. Nun wird der Gerichtshof von Lyon über die Höhe des zu zahlenden Schadensersatzes entscheiden. Sie können das Urteil auf der Website von Justice Pesticide finden, einer Organisation, die alle Gerichtsfälle und Rechtsprechung zu Pestiziden in der Welt sammelt, um Opfern von Pestiziden zu helfen. Die Organisation ist eng mit dem Monsanto Tribunal verbunden und bietet in englischer und französischer Sprache eine Datenbank mit Rechtsfällen zur Information und Kooperation von Opfern an, die ihnen hilft, selbst zu handeln. Unter diesem Link können Sie die Arbeit von Justice Pesticide unterstützen und ihre Newsletter erhalten.


Riesige Gewinne aus dem Export verbotener Pestizide

Gefährliche Chemikalien, deren Verwendung in der EU wegen Umwelt- oder Gesundheitsschäden verboten sind, werden in der EU nach wie vor legal für den Export in andere Länder hergestellt. Ein neuer Bericht der Schweizer NGO Public Eye zeigt, dass Chemieunternehmen wie Syngenta und INEOS auf diese Weise riesige Gewinne erzielen. So kehren diese giftigen Pestizide dann durch Rückstände in Nahrungsmitteln nach Europa zurück. Natürlich haben die grossen Chemiekonzerne Bayer-Monsanto, BASF und Syngenta eine starke Lobby aufgebaut, um ein Verbot dieser unmoralischen Praxis zu verhindern. Organisationen der Zivilgesellschaft fordern die EU auf, die Produktion und den Export von verbotenen Pestiziden in Drittländer einzustellen und diese Gesetzeslücke zu schließen. Die EU-Kommission hat angedeutet, dass sie tatsächlich ein Verbot in Erwägung ziehen könnte..

© Martin Grandjean (martingrandjean.ch) / Public Eye / Unearthed


Bayer-Monsantos erfolgreiche Lobby gegen Glyphosat-Verbot in Thailand

Die thailändische Regierung hatte beschlossen, 3 giftige Pestizide zu verbieten, darunter im Oktober letzten Jahres auch Glyphosat, und begründete dies mit Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Chemikalie auf die menschliche Gesundheit. Wenige Tage vor dem Inkrafttreten des Verbots ließ die Regierung den Plan für Glyphosat fallen. Vor kurzem wurde deutlich, dass dies das Ergebnis der intensiven Lobbyarbeit von Bayer-Monsanto war. Dies ist in mehr als 200 Seiten teilweise geschwärzter Dokumente und E-Mails, teilweise direkt zwischen US-Beamten und einem Bayer-Vertreter, detailliert dargestellt. Das Zentrum für biologische Vielfalt konnte sich diese Dokumente  im Rahmen des US-Gesetzes über die Informationsfreiheit beschaffen.


Das krebsverursachende Herbizid Dicamba von Monsanto in den USA für weitere fünf Jahre zugelassen

Gegenwärtig gibt es in den USA viele Klagen gegen Bayer-Monsanto wegen Schäden durch Dicamba. Dieses hochtoxische Herbizid wird zur Bekämpfung von Unkräutern eingesetzt, die gegen Roundup resistent sind. Es ist jedoch sehr flüchtig und gelangt leicht auf andere Felder und Gärten und schädigt dort Pflanzen und Bäume. In einer kürzlich im International Journal of Epidemiology veröffentlichten Studie wird die Chemikalie auch mit erhöhten Raten von Leber- und Gallengangskrebs in Verbindung gebracht. Dennoch hat das US-Institut, das Pestizide reguliert, diesem Gift eine weitere 5-Jahres-Zulassung erteilt. Höchste Zeit für einen New Green Deal und eine strikte Politik zur Beschränkung von Pestiziden in den USA.


Neue Studien zu den kombinierten Cocktail-Effekten von Pestiziden

Verschiedene Forschungsinstitute in der EU arbeiten an einer gezielten Methodik, um den kombinierten Cocktail-Effekten von Pestiziden entgegenzuwirken. Gegenwärtig bewertet die EU nur die Auswirkungen einzelner Wirkstoffe, nicht die Formulierungen, wie sie verkauft werden, und auch nicht die Kombinationseffekte bei der Anwendung mit anderen Pestiziden. Experten sagen, es zeichne sich ein wissenschaftlicher Konsens ab, dass die Wirkung von Chemikalienmischungen "berücksichtigt und allgemeiner in chemische Risikobewertungen integriert werden muss".


EU-Bürger: Bitte unterzeichnen Sie die Initiative Rettet Bienen und Bauern!

Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten Europäischen Union fordern eine pestizidfreie, bienenfreundliche Landwirtschaft zum Nutzen der Bauern, der Gesundheit und der Umwelt. Mit dieser Europäischen Bürgerinitiative fordern wir die Europäische Kommission auf, ein Landwirtschaftsmodell zu unterstützen, das es den Landwirten und der biologischen Vielfalt ermöglicht, in Harmonie zu gedeihen. Der Pestizideinsatz soll bis 2030 um 80% reduziert werden. Jetzt, da die EU angekündigt hat, sich im Rahmen der "Farm to Fork"-Strategie für ein substanzielles Pestizidreduktionsziel einzusetzen, ist es entscheidend zu zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger dies voll und ganz unterstützen. Bitte unterschreiben Sie und leiten Sie diesen Aufruf an alle ihre Kontakte weiter, falls Sie es nicht schon getan haben!

Auf dem Weg zur Anerkennung des Ökozid im Völkerrecht

Die Richter des Monsanto Tribunal hatten 2016 empfohlen, das Unternehmen für Verbrechen gegen die Natur – also Ökozid - zur Rechenschaft zu ziehen. Dies war ein Schritt auf den Weg zur Aufnahme dieses Verbrechens in das Völkerrecht. Im Dezember 2019 schlug der Inselstaat Vanuatu - stark bedroht durch den steigenden Meeresspiegel - dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag vor, die Zerstörung der Umwelt zu einem Verbrechen zu machen. In diesem Frühjahr stimmte die französische Bürgerversammlung, eine Gruppe von 150 zufällig ausgewählten Personen, die die Klimapolitik des Landes lenken soll, fast einstimmig dafür, Ökozid zu einem Verbrechen zu machen. Das veranlasste den französischen Präsidenten Macron im Juli 2020 anzukündigen, dass die Regierung Rechtsexperten konsultieren werde, die klären, wie  der Ökozid in das französische Recht integriert werden kann. Kurz danach beschloss die neue belgische Regierung, Experten zu fragen, wie der Ökozid in das revidierte Strafgesetz aufgenommen werden kann und welche diplomatischen Schritte zum Stop des Ökozides beitragen können. Im November gründete eine Gruppe von Parlamentariern aus verschiedenen Ländern die Ökozid-Allianz. Am 18 November strahlte ARD - das erste deutsche Fernsehen - die Dokufiktion Ökozid des deutschen Filmregisseur Andreas Veiel im Abendprogramm mit anschliessender Debatte aus.


Auf dem Weg zu einem Bayer-Syngenta-Tribunal in der Schweiz?

In einer Volksabstimmung am 29. November stimmten die Schweizer Bürgerinnen und Bürger aber nicht die Mehrheit der Kantone für die Annahme der Konzernverantwortungsinitiative ! Eine Verfassungsänderung muss jedoch beide Mehrheiten haben. Unternehmen mit Sitz in der Schweiz hätten damit für Menschenrechtsverletzungen und Vergehen gegen die Umwelt  einfacher zur Rechenschaft gezogen werden können. Nun tritt ein nur mässig verbindlicher Gegenvorschlag in Kraft. Diese Entscheidung ist aber trotzdem ein bescheidener Beitrag zur Stärkung der Kampagne den Ökozid ins internationale Rechtsystem aufzunehmen. Es wird in Zukunft aber trotzdem Prozesse gegen die Chemiekonzerne Bayer und Syngenta geben.  Nicht vergessen Syngenta, ist Herstellerin und immer noch Verkäuferin des sehr giftigen Pestizids Paraquat, das in der EU verboten ist, aber in der Welt immer noch weit verbreitet ist.


Bitte unterstützen sie weiterhin die Arbeit des Monsanto Tribunal

Vielen Dank, dass Sie unsere Beiträge in den sozialen Medien teilen und diesen Newsletter an Ihre FreundInnen weiterleiten! Können Sie uns auch mit einer Spende helfen ? Unsere Arbeit ist ehrenamtlich, aber wir brauchen ihre Unterstützung, damit die Zeugenaussagen weiterhin online auf der Website und in den sozialen Medien gelesen werden können.


UN-Sonderberichterstatter für gefährliche Stoffe

Wir sind stolz darauf, berichten zu können, dass Marcos A. Orellana, er war  Kanzler der Richter am Monsanto-Tribunal, zum UN-Sonderbericht-erstatter für Menschenrechte und Giftstoffe ernannt wurde. Ebenso dass ein herausragendes Mitglied des Organisationskomitees des Monsanto Tribunal, Olivier de Schutter, ehemaliger UN-Berichterstatter für Ernährung und Landwirtschaft und Vorsitzender der zwischenstaatlichen wissenschaftlich-politische Plattform für Biodiversität und Ökosystem-dienstleistungen (IPBES) nun zum neuen UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut gewählt wurde. Herzlichen Glückwunsch an Marcos und Olivier und für die UNO. Es ist wichtig,  so fähige Personen in diesen Positionen zu haben.



In Gedenken an Percy Schmeiser

Dieser sanfte kanadische Landwirt kämpfte viele Jahre lang gegen Monsanto und Patente auf Saatgut. Das multinationale Unternehmen verklagte ihn, aber er gab nie auf. Als solcher war Percy einer der Zeugen vor dem Monsanto Tribunal. Danke Percy, Respekt! Percy verstarb im Alter von 89 Jahren leise im Schlaf. Ein kommerzieller Film 'Percy' würdigt diesen tapferen Mann und seine tapfere Frau und ihren Kampf für Saatgutfreiheit und Bauernrechte. Diese  kanadische Dokufiktion hatte ihre Premiere im Monat September 2020. Unter diesem Link können Sie sich die  Zeugenaussage von Percy Schmeiser vor dem Monsanto Tribunal ansehen.

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