Der Monsanto-Deal - Ein trojanisches Pferd für die Bayeraktionäre?

Am 28. April findet in Bonn die jährliche Aktionärsversammlung der Firma Bayer statt. 10 Tage nachdem das Gremium der 5 Richter des Internationalen Monsanto Tribunals sein Rechtsgutachten der Öffentlichkeit in Den Haag vorgestellt hat, findet die Aktionärsversammlung der Firma Bayer statt, die unter dem Zeichen der Fusion mit dem amerikanischen Agrochemiekonzern Monsanto stehen wird.

René Lehnherr, Mitglied des Organisationskomitees des Monsanto Tribunals, wird die Aktionärsversammlung in einem Redebeitrag über die Schlussfolgerungen der Richter  informieren und mehrere Fragen an Werner Baumann, CEO von Bayer, richten.

Das Richterkollegium aus fünf Kontinenten untersuchte unter dem Vorsitz der belgischen Richterin Françoise Tulkens, ob Monsanto gegen geltendes Recht auf sechs Gebieten verstossen hat: Recht auf eine gesunde Umwelt - auf Gesundheit - auf Nahrung – auf freie Meinungsäusserung und wissenschaftliche Forschungsfreiheit – auf den Tatbestand des Ökozids, also Verbrechen gegen die Natur und Beihilfe zu Kriegsverbrechen (Agent Orange).

Das Rechtsgutachten des Monsanto Tribunals kommt zum Schluss, dass Monsanto in fünf Punkten bestehendes Recht verletzt. Wäre der Strafbestand des Ökozids schon in den Gesetzgebungen verankert, könnte der Konzern ausserdem wegen Beihilfe zu Kriegsverbrechen strafrechtlich verfolgt werden. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag geht neu in die selbe Richtung.

Das 50-seitige Gutachten und die Zusammenfassung kann in verschiedenen Sprachen auf unserer Webseite eingesehen werden.

Ein nächster Schritt: Die umfassende Dokumentation aus den Anhörungen des Monsanto Tribunals wird für eine weltweite Studie zur Evaluierung der Umweltschäden, die durch Monsanto in den letzten 60 Jahren verursacht wurden, bereitgestellt. Dabei sollen vor allem die Langzeitschäden an Gesundheit und Natur berücksichtigt werden. Die geplante Sammelstudie steht unter der Aufsicht renommierter Ökonomen. Schon heute schätzen Experten, dass  die Schadensumme den Fusionspreis bei weitem übersteigen könnte. Diese Studie wird eine Grundlage dazu sein, weitere Sammelklagen gegen Monsanto einzuleiten.

Werner Baumann muss sich die Frage stellen, ob er seinen Aktionären, neben dem hohen Kaufpreis für Monsanto, zusätzlich noch Rückstellungen im zwei- oder gar dreistelligen Milliardenbereich zumuten will, um allfälligen Schadensersatzforderungen gerecht werden zu können. Der Zukauf von Monsanto könnte zum trojanischen Pferd für Bayer werden. Die Bayer-Monsanto-Fusion wird nicht so glatt über die Bühne gehen wie diejenige von Union Carbide und Dowchemical nach der Katastrophe von Bhopal 1984, wo die Opfer und ihre Angehörigen noch heute auf Wiedergutmachung warten.

Lesen Sie hier die Fragen von René Lehnherr, Mitglied des Organisationskomitees des Monsanto Tribunals.

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